Resultate zum Positionspapier SISD
Am 15. Februar 2021 veröffentlichte VERSO, die Studierendenorganisation der ZHdK, ein Positionspapier, das sich gegen die Durchführung der geplanten Kooperation mit der SISD ausspricht. Im gleichen Zug wurde eine Unterschriftensammlung lanciert, welche aufzeigen sollte, wie viele ZHdK-Angehörige den Antrag an die Hochschulleitung unterstützen werden. Innert drei Wochen hat die Petition von VERSO auf PAUL 531 Unterschriften von Angehörigen der ZHdK erhalten. Ein Drittel der Stimmen kommt von Dozierenden, Mittelbau und ATP. Ein gutes Viertel der Stimmen aus dem DDE. Wir besprechen momentan die weiteren Schritte und suchen den Austausch mit dem Rektor und der Hochschulleitung (HSL). Grafiken, auf welchen die Unterschriftensammlung ausgewertet wurde, befinden sich am Ende des Beitrags.
Wir möchten uns bei allen bedanken, die die Petition unterschrieben haben – und auch bei denen, die sie nicht unterschrieben haben. Wir empfinden es als äusserst wichtig, dass dieses Thema stetig weiter diskutiert wird und die wichtigen Verhandlungen, die um die Konsequenzen dieser Kooperation geführt werden müssen, auch in einer grossen Hochschulöffentlichkeit besprochen werden. Die Debatte um die Kooperation ist keine einfache und umso wichtiger ist es, sie mit vielen Interessierten zu führen. Wir warten äusserst gespannt auf weitere Ergebnisse von weiteren Diskussionen, die noch in diesem Semester angegangen werden, sowie auf die Vernehmlassung der Richtlinien durch die Hochschulversammlung.
Während der laufenden Petition haben wir viele Meldungen erhalten, die sich aus persönlichen Erfahrungen oder aus eigenen Überzeugungen für oder gegen die Petition ausgesprochen haben. Es war für uns äusserst interessant, so stark mit vielen von euch in den Dialog zu treten. Das ist, was für uns Hochschulpolitik ausmacht. Besonders der Austausch mit den chinesischen Studierenden, die sich an uns gewandt haben (vgl. die von uns versandte Mail vom 2.3.21), empfinden wir als sehr fruchtbar, da er eine kulturelle Herausforderung für beide Seiten zu sein scheint. An diesem Punkt haben wir noch viel zu lernen und möchten uns als Organisation auch dazu bereit erklären. In diesen Gesprächen haben sich die drastischen kulturellen Unterschiede stark verdeutlicht und uns vor die Frage nach dem weiteren Vorgehen gestellt.
Wir haben uns in den letzten Wochen mehrfach mit den Studierenden getroffen und uns über diese Differenzen unterhalten. Wir hoffen, dass derartige Gespräche in Zukunft an einer Hochschulöffentlichkeit geführt werden können. Im Vorwort der China-Strategie 2021-2024 des Bundes steht dazu folgendes: «Zu den schweizerischen Interessen zählen auch Werte. Dazu gehören die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte. Sie sind zentral für das Funktionieren des Erfolgsmodells Schweiz und Basis der erfolgreichen Aussenbeziehungen. Hinsichtlich dieser Werte liegt die Schweiz oftmals nicht auf einer Linie mit China. Umso wichtiger ist ein Dialog über unsere Differenzen.» Demgegenüber haben uns die Studierenden die zentralen Werte der chinesischen Kultur gestellt: 和 steht für Frieden, Harmonie und Zusammensein – in den Unterhaltungen hat sich ergeben, dass dies durchaus auch Werte sind, für die wir uns einsetzen. Der kulturelle Konflikt entsteht in der Haltung und Handhabung, da wo die eigene Weltanschauung plötzlich die einzig Richtige wird. Wir empfinden es als äusserst wichtig, auf diese Unterschiede einzugehen und uns über die genauen Probleme zu unterhalten, die solche Differenzen mit sich bringen und zu überlegen, wie wir einen gemeinsamen Umgang damit finden können.
Die Studierenden haben uns gespiegelt, dass ein Generalverdacht gegen chinesische Politik und Chines*innen, gerade in der aktuellen Situation, ein Trend ist. Was wir in den Medien über China erfahren, ist geprägt und geformt von einem Weltbild, in dem wir grossgeworden sind und ist dementsprechend gefärbt davon, was wir für Realität und Normalität halten. Es wird nie möglich sein, in einer derartigen Debatte eine objektive Position einnehmen zu können. Aufgrund von Vorurteilen zu handeln ist äusserst problematisch und es stellt sich die Frage, wie Mensch damit umgehen sollte. Wir nehmen die aktuelle Bewegung um den Hashtag #StopAsianHate sehr ernst und wollen verdeutlichen, dass es niemals unsere Absicht war, gegen persönliche, kulturelle, soziologische oder politische Unterschiede einen Aufstand zu starten. Dass wir in dieser Hinsicht nicht optimal kommuniziert und in der Erarbeitung unserer Position nicht sauber gearbeitet haben, wurde uns gespiegelt und dafür möchten wir uns bei allen Betroffenen entschuldigen.
Wir wollen betonen, dass es uns, wie wir im Positionspapier geschrieben haben, um die zur Zeit noch ausstehenden Richtlinien geht, von denen wir uns momentan nicht vorstellen können, wie diese aussehen müssten, dass die ZHdK eine solche Kooperation guten Gewissens vertreten könnte. VERSO wird an der Vernehmlassung dieser Richtlinien durch die Hochschulversammlung eingebunden sein und wir werden uns weiter für einen breit abgestützten Dialog einsetzen. Wir sind sehr gespannt auf die weiteren Diskussionsveranstaltungen am 21.April 2021 und am 06. Mai 2021 und empfehlen allen Interessierten, daran teilzunehmen.
Des Weiteren empfinden wir es als wichtig, unsere Position als Studierendenorganisation zu reflektieren. Am Semesterrat am 11. März 2021 haben wir einen Workshop veranstaltet, bei dem es um politische Haltungen als Studierendenorganisation ging. Wir hatten als Gäst*innen die Präsidien des Vereins Studierende der ETH Zürich und des Verbandes der Schweizer Studierendenschaften, sowie zwei externe Vertreter*innen aus Deutschland und Österreich dabei. Zusammen mit ihnen haben wir darüber diskutiert, ob VERSO eine Haltung einnehmen kann, die nicht alle Studierenden vertritt und auch nicht ausschliesslich Anliegen der Studierenden betrifft. Das Co-Präsidium von VERSO nimmt sich bis zur Retraite des Studierendenrates im Sommer diesem Thema an und wird im Herbstsemester bestenfalls einige Resultate unserer Recherchen und Überlegungen teilen können.
Wir freuen uns, die Diskussion weiter am Laufen zu behalten und stellen uns auch gerne als Ansprechpartner*innen zur Verfügung, um Meinungen zu vertreten oder reflektieren – selbstverständlich für alle ZHdK-Angehörigen.