Tote Bäume – Auf den verborgenen Fährten des grössten und ältesten Lebewesens der Schweiz

Autor:innen

Nina Calderone, Annina Boogen, Michael Etzensperger

Departement

Kulturanalysen und Vermittlung

Bereich

Transdisziplinarität

Jahr

2020 bis 2021

Weitere Informationen

Beteiligte:

Nina Calderone, Master Transdisziplinarität, ZHdK

Annina Boogen, Umweltökonomin und Klangkünstlerin

Michael Etzensperger, Künstler (Fotografie und Video)

contact

nicalderone@gmail.com

Der Hallimasch ist ein ambivalentes Lebewesen – für die einen ein gefürchteter Parasit, für die anderen ein ökologischer Nützling, der zu einer normalen Mikroflora im Wald gehört. Er ernährt sich von totem Holz und spielt so eine wichtige Rolle als Verjüngungsfaktor im Waldökosystem. Allerdings schreckt er zuweilen auch vor lebenden Bäumen nicht zurück. Eine Infektion kann von lebenskräftigen Bäumen zunächst abgewehrt werden. Angeschlagene Bäume hingegen, die zum Beispiel aufgrund grosser Trockenheit unter Stress leiden, schaffen das nicht. So fallen ihm schlimmstenfalls ganze Waldstücke zum Opfer.

Im Schweizerischen Nationalpark im Engadin lebt ein mehr als 1000-jähriger Dunkler Hallimasch (Armillaria ostoyae), der sich über eine Fläche von 37 Hektaren erstreckt und dennoch haben ihn die wenigsten auf dem Schirm. Denn trotz seiner unvorstellbaren Grösse, ist der Hallimasch im Nationalpark für uns menschliche Besucher nicht sichtbar. Wir können einzig lernen, seine Spuren zu lesen. Wir – ein transdisziplinäres Kollektiv multimedialer SammlerInnen und BeobachterInnen – haben deshalb unter die Erdoberfläche geschaut, gehört und gefühlt und uns diesem gigantischen, uralten Lebewesen auf experimentelle künstlerische Weise genähert.

Das Projekt hat zum Ziel, durch die Schärfung der eigenen Wahrnehmung aufmerksamer zu werden auf andere Lebewesen und Akteure, die für uns vielleicht nicht immer auf den ersten Blick erkenntlich sind, denen in bestimmten Ökosystemen aber eine wesentliche Rolle zukommt. Es hinterfragt somit unsere eigene menschliche Rolle darin und versucht Zugänge zu schaffen zu uns verborgenen Prozessen. Während zwei Aufenthalten im Nationalpark haben wir den Pilz mit unterschiedlichen Methoden des sinnlichen Beobachtens in Video, Bild, Sound und Text erforscht. Das Projekt hat eine multimediale Material-Sammlung generiert, die zur Zeit zu einem experimentellen essayistischen Kurzfilm verwoben wird.